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21.08.2023

Die grösste Herausforderung war der Faktor Zeit

Mit 1300 Athleten und 300 Begleitern aus knapp 70 Nationen ging die Berglauf und Trailrunning WM in Innsbruck und dem Stubaital im Juni 2023 über die Bühne. Die Veranstaltung zählt mit 4,7 Millionen Euro zu den „günstigsten Events“, die in der Grössenordnung in Tirol Halt gemacht haben. 

Was soll von der WM bleiben? Und welche Learnings gibt es daraus? Im Interview gibt Mr. TrailrunGerhard Gesttner Tipps und Tricks dazu, wie man so ein Grossevent in kürzester Zeit meistert. Am diesjährigen Sport.Forum.Schweiz wird er ebenfalls zu Gast sein.

Herr Gstettner, wie fühlt es sich an, nach der erfolgreichen Durchführung der Trailrun WM in Innsbruck/Stubaital, jetzt den Schritt in die Selbständigkeit zu machen? 
Gstettner: Ich spiele schon seit langem mit dem Gedanken mich selbstständig zu machen. Und nachdem so viele Menschen mich gefragt haben, was ich nach der WM machen werde, habe ich mich im April entschieden diesen Schritt zu wagen. Und ja, es fühlt sich gut an.

Die Popularität des Trailrunning steigt. Was sind für Sie die Hauptgründe für diesen Boom, sowohl bei den Läufern als auch bei den Veranstaltern und Sponsoren? 
Gstettner: Die Sportart ist seit Jahren ein Trend und vom Eventmarkt nicht mehr wegzudenken. Die Menschen sehen, dass man mit bunter, leistbarer Ausrüstung bei diesem Trend dabei sein kann. Und vor allem ist die Teilnahme an einem Event interessant, da es bei den meisten Läuferinnen und Läufern nicht um die Zeit geht, sondern ums dabei sein. Unternehmen wie Volkswagen haben bereits ein eigenes Trailrunning Team, sowohl auf Amateurbasis als auch für Jedermann. Und das zeigt uns, dass das Interesse an dieser Sportart auch von branchenfremden Unternehmen da ist.

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Welche Herausforderungen gab es bei der Organisation der Berglauf und Trailrunning WM in Innsbruck/Stubaital und wie haben Sie diese gemeistert? 
Gstettner: Die größte Herausforderung war der Faktor Zeit. Der Zuschlag für die WM wurde erst im Mai 2022 erteilt und ich habe meine Arbeit als Head ofMarketing erst im Oktober aufgenommen. Und alle Stellen im Orga-Team konnten nicht besetzt werden und so war es eine Challenge alle, diese WM auf die Beine zu stellen. Die Unterstützung durch die Tourismusverbände Innsbruck und Stubai war sensationell und das hat auch geholfen. 

Wie hat die lokale Tourismusbranche auf die WM reagiert und welche Auswirkungen hatte die Veranstaltung auf den Tourismus in der Region?
Gstettner: Viele Menschen, die im Tiroler Tourismus was zu sagen haben, sind nun ebenfalls von dieser Sportart begeistert. Mit dem tollen ersten WM-Tag (Österreichischer Sieg bei den Damen durch Andrea Mayr) konnten wir auch die lokale Bevölkerung begeistern. Dieser Mix, kombiniert mit dem sensationellen Wetter hat uns eine WM gebracht, die es so nie wieder geben wird. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden mit einer Studie gemessen, die wohl bald fertig sein dürfte. 

Welche Rolle spielten die Sponsoren bei der Durchführung des Events?
Gstettner: Jeder der Events macht, weiß ohne Sponsoren sind die Kosten einer Veranstaltung auf Dauer nicht zu finanzieren. Die Erwartung der Sponsoren war natürlich die Sichtbarkeit in den Onine-Streams und im TV. Deshalb haben wir auch ein großes Augenmerk auf die TV-Produktion gelegt.

Wie sehen Sie die Zukunft von Trailrunning in Europa und weltweit? Gibt es spezielle Trends oder Entwicklungen? 
Gstettner: Ich sehe das ähnlich wie die Wellnessbranche oder das Thema „Bio“. Es gibt derzeit viele Regionen und Veranstalter die auf dieses Thema setzen. Die Qualität wird gewinnen und eine natürliche Bereinigung wird den Eventmarkt säubern.

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Sie planen, auch in der Schweiz beratend tätig zu werden. In welchen Bereichen möchten Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrung besonders einbringen? 
Gstettner: Mit meiner 15 Jahre langen Erfahrung in der Produktentwicklung und Geschäftsführung im Tiroler Tourismus, bringe ich Erfahrung mit, unterschiedlichste Projekte (Mobilität, Nachhaltigkeit, Events, Marketing) zu koordinieren und vor allem umzusetzen. Dabei kann ich Destinationen sehr gerne auch unterstützend zur Seite stehen. 

Welche Tipps würden Sie anderen Veranstaltern geben, die daran denken, ähnliche Events in ihren Regionen zu organisieren? 
Mit mir zu sprechen - Spaß bei Seite. Die Region muss über mehrere Jahre dieses Thema aufbauen, sodass sie auch ohne Event von diesem Trend profitieren kann. 

Zum Abschluss: Was war Ihr persönliches Highlight bei der Trailrun WM und was können wir von Gerhard Gstettner in der nächsten Zeit erwarten? 
Gstettner: Persönliche Highlight war die Parade of Nations, für die ich unter anderem verantwortlich war. So viele junge Menschen aus zahlreichen Ländern, alle gut drauf und freundlich. In nächster Zeit werde ich sowohl für einige Eventsberatend zur Seite stehen und für Gemeinden und Tourismusdestinationen auch nicht-sportliche Projekte umsetzen.

Kontakt

Alpine Trailrun Festival GmbH
Gerhard Gstettner
E-Mail: office@gstettner.tirol
Web: gstettner.tirol

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