"Alles auf die Karte 2024 gesetzt"

Über die Hintergründe des letztendlich verlorenen Votums und die Auswirkungen für zukünftige Sport-Grossevents in der Schweiz spricht Jürgen Krucker, Geschäftsführer des SHV.

Die Bewerbung für die Handball EM ist gescheitert. Was bedeutet das Votum für den Schweizer Handball?
Wir hatten eine sehr wettbewerbsfähige und starke Bewerbung zusammen mit unseren Handballfreunden aus Dänemark für die Austragungen der EHF EURO 2022 und 2024. Wir haben uns am Tag des EHF Kongresses aus wahltaktischen Gründen für einen Rückzug 2022 entschieden und alles auf die Karte 2024 gesetzt. Am Ende fiel die Wahl knapp mit wenigen Stimmen Mehrheit zugunsten unseres Konkurrenten Deutschland aus. Im ersten Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung über eine gescheiterte Bewerbung gegen einen starken Konkurrenten. Aber die gemachten Erfahrungen und Feedbacks aus diesem Prozess lassen uns trotzdem gestärkt und selbstbewusst in die Zukunft schauen und wir werden uns um neue Bewerbungen bemühen.

Welche Konsequenzen müssen die Beteiligten tragen?
Bei der Vergabe einer EHF EURO handelt es sich um eine geheime Wahl der Mitgliedsländer mit jeweils einer Stimme pro Land. Da wir am Ende sportpolitisch keine Mehrheit erzielen konnten, reflektieren wir natürlich gemeinsam als Bewerbungsteam, was wir zukünftig besser machen müssen. Inhaltlich hatten wir mit der Kampagnenidee „a perfect partnership“ und der damit verbundenen Kombibewerbung zweier kleinerer Handballnationen in Bezug auf Einwohnerzahlen, eine sehr authentische Bewerbung.
   
Welche Perspektiven eröffnen sich für weitere Sport-Grossevents in der Schweiz?
Durch die Reorganisation und Zentralisierung unseres Verbandes im Jahr 2016 sind wir mittlerweile strukturell so aufgestellt, dass wir uns jederzeit um internationale Grossportevents bewerben können. Da die Anforderungen an die Infrastruktur sowohl auf Ebene IHF für Weltmeisterschaften, als auch bei der EHF für Europameisterschaften mittlerweile so hoch sind (z.B. Arenen mit einer Kapazität von 15.000 Zuschauern und mehr für Finalrunden bei den Männern), sind wir an der Stelle auf Kooperationen mit anderen Ländern angewiesen. Auch muss man abwägen und bewerten, wie sich jeweils ein Businesscase darstellen lässt, der die Sportart Handball im Land weiterentwickeln kann. Wir sind überzeugt, dass nach der letzten Heim-EM 2006 eine erneute Austragung als Katalysator auf allen Ebenen wirken kann.

Vielen Dank für das Interview!